Historie
Bereits in römischer Zeit war die Gemarkung von Merzweiler besiedelt. Südlich des Dorfes verläuft über die langgestreckten Höhenzüge von Rüllberg und Schlossberg, am „Taubhaus“ und Windhof vorbei, eine uralte Römerstraße in Richtung Meisenheim.
Im Jahr 1756 entdeckte man auf dem unweit des Dorfes gelegenen Berg mit dem geheimnisvollen Namen „Auf Burg“, einem Nebengipfel des Brecherberges, die Grundrisse eines halbrunden römischen Tempels mit mächtigen Quadersteinen. Man fand darin unter anderem eine unversehrte Statue des römischen Kriegsgottes Mars, ein Bildnis des Herkules mit der Keule und einen Statuensockel, der die Inschrift „Mercurius“ trug.
Die Ausgrabungsstätte soll heute noch erkennbar sein. Leider hat sich aber von den damaligen Funden nichts mehr erhalten. Das Dorf Merzweiler gehörte ursprünglich im fränkischen Nahegau mit zahlreichenden umliegenden Dörfern zu dem Wildgräflichen Hochgericht auf der Heide bei Sien.
Im Jahre 1341 wird Merzweiler erstmals urkundlich erwähnt und zwar in einem Kopialbuch der Grafen von Veldenz, welches im Landesarchiv in Speyer lagerte und leider im Zweiten Weltkrieg vernichtet wurde. Weitere Nennungen des Ortsnamens im 14. und 15. Jahrhundert lauten: 1375 „Mortzwiler“, 1426 „Mortzwilre“, 1436 „Mortzewilre“ und um 1500 „Mertzwiller“.
Bei den beiden letztgenannten Urkunden handelt es sich um Originale, die im Hauptstaatsarchiv in München aufbewahrt werden.
Merzweiler blieb als Lehen im Besitz der Grafen von Veldenz und war verwaltungsmäßig dem Amt Meisenheim zugehörig. Den Veldenzern gelang es, immer mehr Rechte an sich zu ziehen und so ihre Position gegenüber den Wild- und Rheingrafen mehr und mehr zu festigen, da letztere durch familiäre Streitigkeiten gelähmt waren.
1426 waren alle Merzweiler Einwohner Untertanen der Grafen von Veldenz. Die Veldenzer vertraten das Hohe Gericht und ihnen gehörten Feld und Wald, Wasser und Weide sowie das Recht der Jagd. Nach dem Aussterben der Veldenzer Grafen im Mannesstamm 1444 kam Merzweiler an ihre Erben, die Herzöge von Pfalz-Zweibrücken aus dem Hause Wittelsbach.
1595 heißt es im Vertrag von Meisenheim: „Das Dorf Merzweiler samt seinem ganzen Distrikt, Bann und Bezirk, mit hoher und niederer Oberkeit, Malefiz, Recht, Feld, Wald, Wasser und Weid, steht meinem gnädigen Herrn, Herzog Johannen Pfalzgrafen allein zu, darin haben ihre gnädigen Herren Gebot und Verbot, zu hagen und zu jagen“.
Schon frühere Generationen von Heimatforschern haben sich mit dem Ortsnamen beschäftigt. Deren Deutungen „Martis Villa“ (Landhaus des Kriegsgottes Mars) oder „Villa Mercis“ (Dorf bei einem römischen Warenlager) sind heute aber völlig veraltet und überholt. Das Dorf Merzweiler war vielmehr die Gründung eines fränkischen Rodesiedlers namens Marizo, bzw. Morizo und war bereits lange Zeit vor der Ersterwähnung 1341, wohl in einem Zeitraum zwischen 800 – 1000 n. Chr., entstanden.
Es gab im Dorf ein herrschaftliches Hofgut, das 1436 der Ritter Hermann Boos von Reipoltskirchen, genannt Sonne, im Besitz hatte und das sich schon zwei Generationen zuvor im Besitz der Familie nachweisen lässt. Nach seinem Tod ging es über an dessen Schwiegersohn, den Ritter Godelmann Blick von Lichtenberg.
Die Blick von Lichtenberg gehörten als Vasallen der Veldenzer Grafen zu den mächtigsten Niederadeligen im Westrich und hatten auf Burg Lichtenberg mehrere Burgmannenhäuser inne. Der letzte männliche Blick, der Amtmann Wolfgang Blick zu Lichtenberg, starb 1612 an der Pest. Das Hofgut und damit die Grundherrschaft gelangte nach dem Aussterben der Blicke an deren Erben, die Freiherren von Günderode.
Schon in der Ersterwähnung hören wir von einer Kirche zu Merzweiler. Der Flurname „Kirchenhäuser“ erinnert noch daran, wo früher diese Kirche stand.
Das Kirchlein in Merzweiler war damals bereits baufällig und begann zu verfallen.
Vermutlich ist die Kirche im 30jährigen Krieg endgültig zerfallen und wurde danach nicht mehr aufgebaut.
Merzweiler lag lange Zeit als kleine Zweibrücker Exklave mitten im Gebiet der Wild- und Rheingrafen, ein Zustand, der zu vielen Irrungen und Streitigkeiten Anlass gab. Im Jahr 1595 vertauschte dann Herzog Johann I. von Pfalz-Zweibrücken das Dorf Merzweiler, gegen Rechte in Bosenbach und Staufenbach an den Wild und Rheingrafen Christoph von Grumbach.13 Familien mit 44 Einwohnern lebten damals im Dorf, die fast alle Leibeigene der Zweibrücker waren.
Nach dem Meisenheimer Vertrag von 1595 gehörte Merzweiler hinfort zum wild und rheingräflichen Amt Grumbach, bei dem es bis zur Französischen Revolution verblieb.
Unter dem Dreißigjährigen Krieg hatten die Einwohner von Merzweiler schwer zu leiden. Besonders in den Jahren 1635 und 1636 plünderten kaiserliche Truppen das Land und verbrannten die Dörfer. Die Bewohner flüchteten in die nahen Wälder, die Häuser des Dorfes wurden niedergebrannt und Hunger und Pest dezimierten die Bevölkerung.
Die meisten Familien sind im Krieg umgekommen oder zogen in ferne Lande, die vom Krieg nicht so sehr verwüstet waren.
Nach dem Friedensschluss von Münster 1648 brachten die Raubkriege des französischen „Sonnenkönigs“ Ludwig XIV. erneut Not und Zerstörung in unsere ausgeplünderte Westrichheimat. Erst im 18. Jahrhundert konnte sich unsere Region dann ein wenig erholen und die Bevölkerung stieg langsam wieder an.
Als 1792 mit dem Einmarsch der französischen Revolutionstruppen die alte Ordnung zu Ende ging, kam auch für Merzweiler eine neue Zeit. Die Landesherren, die Rheingrafen von Grumbach flohen über den Rhein, das Schloss in Grumbach wurde geplündert und später niedergerissen. Im Oktober 1794 nahm der französische General Maly Hauptquartier in Merzweiler und forderte, die Gemeinde müsse alle Pferde abliefern, sonst werde er den Ort niederbrennen lassen. Zeitweise waren bis zu 7000 Soldaten in Merzweiler und Umgebung im Feldlager. Plünderungen und Beschlagnamen waren an der Tagesordnung. Auch alles, was an Getreide und Kartoffeln vorhanden war, nahmen die Franzosen mit. Zur Fütterung ihres Viehs schnitten die verzweifelten Einwohner das junge Korn ab und gruben Wurzeln aus. Merzweiler gehörte nun wie das gesamte linksrheinische deutsche Gebiet zur „Fränkischen Republik“ und anschließend zum „Empire“ Kaiser Napoleons.
Auch verwaltungsmäßig wurde nun eine neue Ordnung eingeführt:
Merzweiler kam zum Kanton und zur Bürgermeisterei Grumbach im Arrondissement Birkenfeld des Saar-Departements, die Standesamtseinträge wurden in französischer Sprache eingetragen.
In jenen gesetzlosen Jahren machten sich in der Region Räuberbanden breit, die die Menschen in Angst und Schrecken versetzten. Die bekannteste Bande war die des Räuberhauptmanns „Schinderhannes“, Johannes Bückler, dessen Großvater Phillip Bückler in Merzweiler lebte und 1777 dort starb. Sein Vater Johannes Bückler (1758 – 1803) kam in Merzweiler zur Welt und auch der „Schinderhannes“ war sicher als Kind öfters bei den Großeltern in Merzweiler. 1803 wurde er mit seinen Spießgesellen in Mainz hingerichtet
1815 war es mit der Herrschaft der Franzosen zu Ende, Napoleon wurde verbannt und Merzweiler kam mit dem Kanton Grumbach zum neu gegründeten Fürstentum Lichtenberg im Besitz des Herzogs von Sachsen-Coburg.
1817 lebten in Merzweiler 93 Gemeindebürger.
1834 verkaufte der Herzog von Sachsen-Coburg dann sein ungeliebtes Fürstentum Lichtenberg an Preußen und fortan waren die Merzweiler preußische Untertanen im Kreis Sankt Wendel in der Rheinprovinz. Eine Erfassung der Bevölkerung im Dezember 1858 ergibt für Merzweiler 26 Familien, insgesamt 125 Einwohner.
Das Dorf Merzweiler blieb ländlich strukturiert, auch als es 1937 zum Landkreis Birkenfeld kam, bei dem es bis 1969 verblieb.
1969 kam der Ort mit dem Amt Grumbach im Zuge der Verwaltungsreform zum Landkreis Kusel. Heute ist Merzweiler selbständige Gemeinde in der Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein.
Die Kinder von Merzweiler besuchten bis 1762 die Schule in Herren-Sulzbach, danach die in Grumbach. Im Jahre 1909 wurde dann in Merzweiler ein eigenes Schulhaus errichtet.
1967 wurde die Schule aufgelöst, letzter Lehrer war Emil Haag. Heute ist Lauterecken Schulstandort.
Im September 1970 stieß man beim Umbau der alten Scheune des Anwesens der Familie Karl Neu auf ein Versteck, in dem sich die Reste eines zerfallenen großen bauchigen Kugeltopfes zusammen mit 40 teils zusammengebackenen Gold und Silbermünzen fanden. Diese stammen aus einem Zeitraum zwischen 1464 und 1624.
Der „Schatzfund von Merzweiler“, dessen Stücke – 8 Gold- und 32 Silbermünzen - aus dem gesamten deutschsprachigen Raum und aus den damals Spanischen Niederlanden stammen, von Mainz im Westen bis Brandenburg im Osten, von Italien im Süden bis zu den Spanischen Niederlanden im Nordwesten bzw. Braunschweig im Norden, wurde im Laufe des Dreißigjährigen Krieges verborgen. Die jüngste Prägung datiert aus dem Jahr 1624. Bald danach wird der Schatztopf also vergraben worden sein.
Karl-Heinz Naumann, der den Fund bearbeitete und die Münzen reinigte, berichtet hierüber in den „Westricher Heimatblättern“ 1971: „Wie kam ausgerechnet eine so vielgestaltige Menge von Gold- und Silbermünzen in das relativ unbedeutende Dörfchen Merzweiler? Diese Frage läßt sich letzten Endes nur mit Vermutungen beantworten, die freilich durch die Geschichte des Ortes und seiner Umgebung im 30-jährigen Krieg weitgehend verdichtet werden. Während des Krieges muss der kleine Ort Schreckliches erlebt und viel gelitten haben.
Erwähnenswert ist auch die ehemalige alte Mühle von Merzweiler, welche im Volksmund die „Lambertsmühle“ genannt wird.
Die Mühle geht „im Kern" wohl auf die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts zurück.
Bis zur Aufgabe des Mühlenbetriebes 1925 und dem Umbau der Mahlräume zu weiterem Wohnraum, bestand das Gebäude aus Mühle, Wohnteil und eingeschossigem Backhausanbau. Auf der Südseite haben sich vom alten Mühlgraben die Substruktionsmauer des unmittelbar neben der Mühle gelegenen Mühlteichs sowie das Gewölbe des Wasserabflusses erhalten. Wohl im 18. Jahrhundert schon einmal verändert, weist das heute dreigeschossige Hauptgebäude ein verschiefertes Schopfwalmdach auf.
Im Anschluss an den Mühlenbetrieb bewohnten zeitgleich gleich mehrere Familien die unmittelbar neben dem Jeckenbach liegende Mühle. Zum Ende des 19.Jahrhundert wurde die Mühle ausgiebig saniert und modernisiert und wird seit einigen Jahren nach einer erneuten Sanierung als Einfamilienhaus ständig bewohnt.
In Ihrem jetzigen Zustand ist die Mühle ein Schmuckstück des Dorfes.
Aus neuerer Zeit ist noch zu berichten, dass die Dorfgemeinschaft von Merzweiler erfolgreich an verschiedenen Wettbewerben von „Unser Dorf soll schöner werden“ teilnahm.
Höhepunkt war sicher 1962 die Kür zum 1. Landessieger in Rheinland-Pfalz mit dem Staatsehrenpreis in Silber und 1963 die Verleihung der Goldplakette der Bundesrepublik Deutschland.
1957 wurde zur täglichen Wasserversorgung eine Wasserleitung gebaut und an das Wasserleitungsnetz angeschlossen.
Von 1963-65 wurde unter Bürgermeister Willi Kreischer dann auch ein Dorfgemeinschaftshaus gebaut, welches bis heute den Bürgern und Vereinen zur Verfügung steht.
1964 erhielt das rührige Dorf auch ein recht ansehnliches eigenes Wappen: Das diagonal in zwei Felder aufgeteilte Wappen zeigt oben im goldenen Feld einen blaubewehrten und blaubezungten roten Löwen, unten im roten Feld eine silberne Rose mit grünen Kelchblättern. Der Löwe weist auf die ursprünglichen Ortsherren, die Wild- und Rheingrafen hin. Die Rose ist Hinweis auf die landschaftliche Schönheit des Dorfes, die durch die verschiedenen Wettbewerbssiege dokumentiert ist.
Merzweiler ist mit seinen rund 200 Einwohnern eines der kleinen Dörfer, wie sie typisch sind für das Glan-Nahe-Bergland zwischen Lauterecken und Kirn.
Die Bevölkerungsentwicklung in Merzweiler lässt sich wie folgt festhalten:
- 1595: 44 Einwohner
- 1817: 93 Einwohner
- 1860: 130 Einwohner
- 1925: 162 Einwohner
- 1958: 208 Einwohner
- 1997: 190 Einwohner
- 2010: 196 Einwohner
- 2014: 184 Einwohner
- 2019: 185 Einwohner